Wolf und Bär: SPÖ, FPÖ, Liste FRITZ und NEOS fordern Zonen-Management zum Schutz der heimischen Almwirtschaft

Seit Beginn der Weidesaison 2022 stehen bereits 43 Vorfälle mit Wolf und Bär zu Buche (Stand 24.06.). Viele davon haben sich auf klassischen Heimweiden und damit in unmittelbarer Nähe zu besiedelten Gebieten ereignet. Die Bedrohung durch große Beutegreifer wirkt sich zunehmend auf die Almwirtschaft in Tirol aus. Im Tiroler Unterland wird der Auftrieb von Schafen auf die Almen nicht mehr durchgeführt. Politische Antworten auf diese untragbare Situation für die Tiroler Bauern gibt es - trotz zahlreicher Gespräche mit der amtierenden schwarz-grünen Landesregierung - bis heute nicht.

Um diesen Missstand zu beheben, haben die Tiroler Oppositionsparteien gemeinsam mit dem Verein Weidezone Tirol, der mittlerweile über 15.000 Mitglieder aufweist, einen Dringlichkeitsantrag ausgearbeitet, um das Wolf- und Bärenmanagement in Tirol rechtlich abzusichern und praktikabel auszugestalten. Konkret forderten SPÖ, FPÖ, Liste FRITZ und NEOS bei der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz in Innsbruck/Arzl die Ausweisung von drei Zonen in Tirol: Schutzzone, in der keinerlei Entnahme stattfndet, Bewertungs-Zone, in der die Entnahme von einzelnen großen Beutegreifern nach vorheriger Bewertung möglich ist und Jagd-Zone, in der Wolf und Bär im Rahmen des Jagdgesetzes bejagt werden.

Der Tiroler SPÖ-Chef Dr. Georg Dornauer dazu: „Wie in so vielen politischen Bereichen hat die Tiroler Landesregierung beim Wolfs- und Bärenmanagement zu lange weggeschaut und keine wirksamen Maßnahmen für die Tiroler Bauern zu Stande gebracht. Fakt ist: Auf der Basis der jetzigen rechtlichen Bestimmungen ist ein Nebeneinander von Almwirtschaft und großen Beutegreifern in Tirol nicht möglich. Wir als SPÖ sind nicht dazu bereit, unsere traditionelle Bewirtschaftung der Tiroler Almen aufzugeben. Insofern müssen wir dringend handeln”, so Dornauer. „Tirol ist ein schöner, aber begrenzter Lebensraum. Aufgabe der Politik ist es, die unterschiedlichen Interessen für die Nutzung unseres Landes auszugleichen - zwischen Natur, Landwirtschaft, Tourismus und den Menschen, die hier leben. Das hat die schwarz-grüne Landesregierung in den vergangenen neun Jahren in vielen Bereichen verabsäumt – so auch beim Management von Wolf und Bär.”

„Was derzeit passiert ist unzumutbar, denn die Tiroler Alm- und vor allem Schafbauern wissen nicht mehr weiter und die ÖVP lässt sich von den Grünen an der politischen Leine durch die Arena führen. Länder wie Schweden machen es vor, damit das Problem der Wölfe gelöst wird. Man muss halt auch mal den Mut haben und ein Verfahren vor dem EuGH riskieren. Die Gesundheit geht vor, der Wolf reißt ja schon direkt vor Schulen in Tirol. Was kommt als Nächstes, und wer übernimmt die Verantwortung, wenn ein Mensch, ein Kind Opfer einer Wolfsattacke wird. Gerade die Tiroler Schafzüchter und Almbauern brauchen dringend Hilfe, denn die Schafzucht ist ihre Einkommensquelle, und es sind meist keine Großbauern, vom Einkommen muss die ganze bäuerliche Familie leben. Wölfe haben auf den heimischen Almen einfach nichts zu suchen, das sollten endlich nach Jahren auch die Grünen bedenken, wenn sie sich als Verteidiger von Raubtieren aufspielen. Die Tiroler Landwirte und die bäuerlichen Familien haben sich dieses traurige Vorgehen von der schwarz-grünen Landesregierung nicht verdient“, so der Landesparteiobmann und Klubobmann der FPÖ, Markus Abwerzger.

„Wir als Liste Fritz haben schon vor zwei Jahren eine ehrliche Debatte und eine Prüfung sämtlicher möglicher Maßnahmen ohne Tabus verlangt und im Landtag beantragt. Was geht rechtlich und was geht nicht? Was ist praktisch umsetzbar und was nicht? Die schwarz-grüne Platter-Regierung hat diese Prüfung verweigert und stattdessen eine unsinnige, komplizierte und nicht praktikable Vorgangsweise erfunden. Die hilft jetzt niemandem, nicht den Tiroler Bauern und auch nicht den Schafen in Tirol. Wir brauchen eine praktikable und eine rechtlich einwandfreie Lösung, keine Politspiele des ÖVP-Bauernbundes! Es nützt nichts, den Tiroler Bauern via Bauernzeitung ‚Der Wolf muss weg!‘ auszurichten und dann keine dementsprechenden, rechtlich sauberen und praktisch auch durchführbaren Lösungen zu haben. Wir müssen die Tiroler Bauern und ihre Tiere schützen und die Almwirtschaft in Tirol erhalten. Es braucht eine europäische Lösung und dabei kann die Berner Konvention mit ihrer Zonen- Regelung helfen. Die Wahrheit ist den Tirolern zumutbar: Es wird nicht gehen, alle Wölfe in Tirol abzuknallen. Aber wenn einzelne Wölfe oder Bären abzuschießen sind, muss das rechtlich einwandfrei möglich sein“, stellt Liste Fritz-Klubobmann Markus Sint klar. „Tirol ist eine von Menschenhand geprägte Kulturlandschaft und nicht mehr mit dem ursprünglichen Zustand wie vor hunderten von Jahren vergleichbar. Das Raubtier Wolf passt nicht in diese Landschaft, die unser Land so auszeichnet.

Wölfe brauchen Erhaltungs-, Rückzugs- und Ausbreitungs-Gebiete – das gibt der Artenschutz vor und das ist in Tirol mit seinen begrenzten Flächen nicht möglich“, fndet NEOS- Landtagsabgeordneter Andreas Leitgeb deutliche Worte, „In einem konfliktfreien Zusammenleben mit dem Wolf, muss immer der Mensch im Mittelpunkt stehen und der Schutz der heimischen Nutz- und Wildtiere darf dem Artenschutz nicht untergeordnet sein. Die Bewirtschaftung der Almen ist ein Garant dafür, dass Ökologie und Ökonomie zusammenwirken, um die Vielfalt im Alpenraum zu erhalten. Darüber hinaus sind unsere Berge und Almen unverzichtbar als Erholungsraum für unsere Bevölkerung und für den Tiroler Tourismus. Daher gilt es, die heimischen Landwirte zu unterstützen um die Natur, den Erholungsraum und den Tourismus in der aktuellen Form zu bewahren!“

Stefan Brugger, Vorsitzender des Vereins Weidezone Tirol, erklärte im Rahmen der Pressekonferenz, dass an einer neuen gesetzlichen Regelung „kein Weg vorbeiführe”: „Herdenschutzmaßnahmen sind in Tirol nicht nur extrem zeit-, arbeits- und kostenintensiv, sondern auch aufgrund der touristischen Nutzung nicht praktikabel. Insofern sollte die Debatte darüber endlich beendet werden. Auch die Einsetzung des Fachkuratoriums durch die Landesregierung hat bislang keinen Erfolg gezeigt”, so Brugger. „Es ist an der Zeit, dass sich jetzt etwas ändert, bevor die bäuerlichen Betriebe ihre Stalltür für immer schließen - mit allen Konsequenzen für die Biodiversität, den Tourismus, die Verstrauchung der Almen, und die Sicherheit vor Lawinen und Muren. In diesem Sinne fordern wir dringend dazu auf, jetzt die notwendigen Schritte einzuleiten, um bis zum Sommer 2023 wirksame Maßnahmen und einen verlässlichen rechtlichen Rahmen umzusetzen. In diesem Sinne hofen wir, mit dem gemeinsamen Antrag von SPÖ, FPÖ, Liste FRITZ und NEOS eine Mehrheit im Tiroler Landtag zu fnden und so die Almwirtschaft in Tirol langfristig retten zu können.”

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