Dort ein Tunnel, da ein Tunnel – und dafür gibt die Tiroler Landesregierung am Fernpass wirklich knapp 500 Millionen Euro aus? So einfach ist es natürlich nicht. Denn im Fernpass-Paket steckt noch viel mehr. Vor allem die erste Hoffnung seit vielen Jahrzehnten. Dass es besser werden kann.
Vor 4100 Jahren donnerte es in den Lechtaler Alpen, im Mieminger Gebirge, zwischen Wannig und Gartnerwand. Herunterbrechende Felsmassen füllten die Täler zwischen den Bergen – und so entstand der Fernpass. An Spitzentagen queren ihn bis zu 30.000 Fahrzeuge und doch gilt der Fernpass als Symbol für Stillstand.
Nichts geht mehr – oder doch?
Nichts geht mehr. Ein altbekanntes Lied für jene, die viel unterwegs sind. So wie der Tiroler SPÖ-Chef und 1. Landeshauptmann-Stellvertreter Dr. Georg Dornauer: „Mein ganzes Leben lang kenne ich aus den Ö3-Verkehrsnachrichten nur die Südosttangente in Wien und den Fernpass. Dieser Stillstand, der ständige Stau muss endlich ein Ende haben – und wir setzen die Schritte dafür.“
Will den Stillstand im Außerfern lösen: Dr. Georg Dornauer, 1. Landeshauptmann-Stellvertreter und Landesparteivorsitzender der SPÖ Tirol – Foto: MecGreenie
Das Außerfern liege ihm besonders am Herzen, so Dornauer – und die aktuelle Koalition zwischen Volkspartei und SPÖ ist freilich nicht die erste Landesregierung, die Verbesserungen am Fernpass als Ziel ausgibt. Das taten auch schon die Vorgängerregierungen mit grüner Beteiligung – und scheuten letztlich vor großen Änderungen zurück. Das ändert sich nun, auch wenn die Situation am vielbefahrenen Fernpass – Belastungsfaktor für die ansässige Bevölkerung, aber auch verkehrstechnische Lebensader für das Außerfern – vielschichtig ist und im Spannungsfeld zwischen Landes-, Bundes- und EU-Politik steht.
Schritte hin zum Licht am Ende des (Fernpass-)Tunnels.
Aus der Präsentation des Landes Tirol: die Hauptstationen des Fernpass-Pakets – Grafik: Land Tirol
Das Gesamtverkehrskonzept umfasst dabei folgende Punkte:
- Neubau des Fernpasstunnels
- Bau einer zweiten Röhre im Lermooser Tunnel
- Einführung einer Durchzugsmaut ab Fertigstellung des Fernpasstunnels
- Außerfern-Förderung ab 2025: 200 Euro pro Jahr für jeden Haushalt – unabhängig von der Maut
- Begleitmaßnahmen auf der B179: Verkehrsverbesserungen und -beschränkungen mit 2024
- Begleitmaßnahmen auf der B179: Baumaßnahmen mit 2024
- Begleitmaßnahmen auf der B179: Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV)
- Info-Offensive für Bürgerinnen und Bürger wie auch für Gemeinden – inklusive „Infopoints“ vor Ort
Die vielen Punkte eine dabei eines, sagt Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ): „Es kommt definitiv zu keinem Kapazitätsausbau. Die bestehenden Fahrverbote der B179 wie das 7,5-Tonnen-Fahrverbot für LKW bleiben aufrecht, um die Bevölkerung vor dem LKW-Transitverkehr zu schützen. Um die Verkehrssicherheit auf der B179 zu erhöhen, werden weitere Abfahrverbote, wie in Heiterwang, geprüft. Gleichzeitig wollen wir die Anbindung des Bezirks Reutte an den öffentlichen Personennahverkehr weiter ausbauen sowie die Vorortmobilität stärken.“
Langfristiges Zukunftsziel: Bahntunnel
Der Bahntunnel bleibt sozialdemokratisches Zukunftsziel: Philip Wohlgemuth, Verkehrssprecher der SPÖ im Tiroler Landtag – Foto: Matt
Der Bahntunnel aus dem Ehrwalder Becken bis ins Inntal werde so „eine wichtige Zukunftsvision bleiben, an der die Sozialdemokratie festhält und an deren Realisierung wir intensiv weiterarbeiten werden“, verspricht Philip Wohlgemuth, Verkehrssprecher der SPÖ im Tiroler Landtag: „Ein Bahntunnel ist die beste und nachhaltigste Antwort für eine gute, bessere Zukunft im Außerfern. Die Landesregierung wird deshalb – wie auch die Tiroler SPÖ-Abgeordneten – gegenüber der grünen Verkehrsministerin Gewessler und den ÖBB auch nicht lockerlassen, um dieses dringend notwendige Zukunftsprojekt endlich auf Schiene zu bringen.“
Zwischen Reutte und Imst – eine Brücke namens Optimismus.
Nicht das letzte Wort gesprochen sieht Gottfried Strauss, SPÖ-Vorsitzender im Bezirk Reutte, beim Bahntunnel. Das vorgestellte Fernpass-Paket sei derweil nicht das Ende der Fahnenstange, aber ein Aufbruch nach jahrzehntelanger Stillstandspolitik: „Der Mut, die unbestreitbare Verkehrsproblematik im Außerfern anzugehen, spricht durchaus für die Landesregierung. Nun gilt es, die Bevölkerung mitzunehmen, die Komplexität, aber auch Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen. Vor Ort zu sein, mit den Leuten zu reden, ist da ein guter Weg“, sagt Strauss.

Sieht das Fernpass-Paket als „sehr respektables Ergebnis“: Gottfried Strauss, SPÖ-Vorsitzender im Bezirk Reutte – Foto: Matt
Verstecken müsse sich das geschnürte Paket jedenfalls nicht, sagt auch dessen Gegenüber im Bezirk Imst, Süleyman Kilic: „Das Fernpass-Paket bringt Verbesserungen in vielerlei Hinsicht für die Menschen entlang der Fernpass-Strecke. Mit der SPÖ in der Landesregierung geht etwas weiter, Sozialdemokratie wirkt und löst den Stillstand.“

Das Fernpass-Paket müsse sich nicht verstecken: Süleyman Kilic, SPÖ-Vorsitzender im Bezirk Imst – Foto: Preschern
Ja, so scheint es nach 4100 Jahren noch immer zu donnern am Fernpass, zwischen Wannig und Gartnerwand – und das durchaus auch in positiver Hinsicht.
Mehr Infos zum Fernpass-Paket: https://www.tirol.gv.at/verkehr/landesstrassen-und-radwege/fernpass-paket/





