Blumen statt Patronen: 50. Jahrestag der „Nelkenrevolution“ in Portugal

Für Freiheit, gegen Faschismus: Sozialdemokratische FreiheitskämpferInnen erinnern an Musterbeispiel eines unblutigen Aufstands

Eine statisch-geschlossene Gesellschaft, organisiert als autokratisch-paternalistischer Ständestaat: Dieselbe Ideologie, die in Österreich als Austrofaschismus dem Nationalsozialismus den Weg ebnete, unterjochte als autoritär-konservative „Estado Novo“-Diktatur die Millionen in Portugal – und das über den Weltkrieg hinaus: Über 40 Jahre lang währte das von Antonio de Oliveira Salazar aufgebaute Regime – bis zum 25. April 1974, dem Tag der „Nelkenrevolution“.

50 Jahre sind seit diesem Tag vergangen, als ein Aufstand der linken Kräfte innerhalb der portugiesischen Streitkräfte das Regime stürzte und den Weg freimachte für Demokratie – friedlich, gewaltlos und mit breiter Unterstützung der Bevölkerung, die rote Nelken in die Gewehrläufe der aufständischen Soldaten steckte. Diese Bilder gingen um die Welt – als „Musterbeispiel des unblutigen Aufbegehrens“, das sich am kommenden Donnerstag zum 50. Mal jährt, erklärt Elisabeth Fleischanderl, Tiroler Vorsitzende der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen, Opfer des Nationalsozialismus und aktiven AntifaschistInnen sowie Klubobfrau der SPÖ Tirol. „Der menschliche Wunsch nach Freiheit und Demokratie, nach Frieden, Selbstbestimmung und dem Recht, sich zu organisieren, wird beim Betrachten und Nachlesen der Ereignisse in den Tagen ab dem 25. April 1974 in Portugal und vor allem der Hauptstadt Lissabon deutlich sichtbar. Eine nach über 40 Jahren Diktatur unterdrückte Bevölkerung steht auf – in einer solidarischen, fast liebevollen Art und Weise, wenn sie in die Läufe der Gewehre Nelken steckt“, würdigt Fleischanderl: „Das ist Mut, der sich keiner Gewalt beugt – und auch nicht der portugiesischen Militärpolizei, die zuvor das Feuer auf die friedlichen, unbewaffneten Demonstrierenden eröffnet hatte.“

Vier Menschen verloren dabei ihr Leben. Doch die Blumen triumphierten letztlich über die Patronen der Geheimpolizei – und am 1. Mai 1974 feierten hunderttausende Menschen in Lissabon die gewaltlos wiedergewonnene Freiheit. Knapp ein Jahr später folgten die ersten demokratischen Wahlen seit 50 Jahren – und wiederum ein Jahr später die neue Verfassung.

Was Portugal nachhaltend prägte, inspirierte die ganze Welt – und das bis heute, unterstreicht Wolf Grünzweig als stellvertretender Vorsitzender der Sozialdemokratischen FreiheitskämpferInnen in Tirol: „Mit der Nelkenrevolution begann nicht nur in Portugal, sondern in vielen Ländern Europas die große Demokratisierungswelle der 1970 und 1980er Jahre. Zusätzlich beendete sie die blutigen und brutalen Kolonialkriege Portugals in Angola und Mozambik und führte die Gesellschaft Portugals hinein in die Moderne, die ihr jahrzehntelang von der faschistischen Diktatur vorenthalten wurde.“

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